Dienstag, 16. August 2011

Hallo zusammen, 


nun sind wir schon wieder drei Wochen zu Hause und es ist mir recht schwer gefallen wieder einen Beitrag im Blog zu schreiben.
Dir Gründe sind einfach, ich wusste nicht wie, das Gesehene, das Erlebte, das Gefühlte auf dieser Tour in Worte zu fassen sollte. 

Ich versuche es dennoch. 


Ich bin im Jahr 2006 schon mal durch Polen und das Baltikum gefahren (fast genau die selbe Strecke) jedoch mit Zelt und Motorrad, die Unterschiede waren enorm.  Was in den letzten fünf Jahren in diesen Ländern passiert ist, ist sehr beeindruckend. Man kann überall den Fortschritt erkennen, Straßen, Geschäfte, Häuser sind deutlich moderner geworden und sehen auch deutlich wohlhabender aus. Überall konnte man erkennen dass auch der Naturschutz inzwischen ein großes Thema ist. Tankstellen haben alle, die wir gesehen haben „westlichen Standard“. Das war vor fünf Jahren noch ganz anders, da gab es teilweise nicht einmal festen Boden an den Tankstellen. Es gibt inzwischen Pfandsysteme sowie Mülltrennung und Sammelstellen. Das alles sind Beispiele und können nicht annähernd den tatsächlichen Wandel der letzten fünf Jahre beschreiben.   


               
Aber es gibt auch Nachteile des Fortschritts. Hat man damals noch, wenn man am Straßenrand mit einer Panne gestanden hat, sofort Hilfe angeboten bekommen, so konnte ich diesmal bei unserer  Reifenpanne auf einer sehr engen Landstraße, bemerken das heute niemand mehr anhält und Hilfe anbietet.  Dennoch sind die Eindrücke durchweg positiv. Wir fühlten uns durchgehend wohl in diesen Ländern, niemand war unfreundlich oder negativ uns gegenüber.
   
Russland, das für uns alle noch vollkommen undbekannte Land.
Viel hatte ich gelesen: Bücher, Reiseberichte, und Reportagen. Ich hatte mir ein Bild von Russland gemacht und war mehr als neugierig wie es denn nun wirklich ist.
Die Einreise sollte ja schon spannend werden (nach dem was ich gelesen hatte), unsere Tourguides hatten eine bevorzugte Abfertigung für uns gebucht. Die Einreise dauerte gerade mal 3,5 Stunden. Wir wurden weder gefilzt, noch mussten unsere LKW  (das war mir mehrmals gesagt worden, alle Reise LKW werden gewogen)auf eine Waage. Auch die Hunde waren den Zöllnern egal. Es mussten nur eine Menge Papiere ausgefüllt werde, aber das war es dann auch. Alle Zöllner und Zöllnerinnen waren höflich und hilfsbereit. Also war unsere Einreise ganz anders als wir es erwartet hatten. Was haben wir uns Sorgen gemacht von 90 Stunden Wartezeit über unfreundlich Zöllner bis hin zum wiegen und filzen der Fahrzeuge.





Wir waren in Russland!

Unsere erste Handlung war, tanken. Das war problemlos möglich, nach dem wir verstanden haben das wir erst an der Kasse Bescheid geben mussten ob wir Bar oder mit Karte bezahlen wollten. Beim Bar bezahlen muss erst der Betrag den man vermutlich tanken will bezahlt werden und man bekommt dann den Rest zurück. Bei der Bezahlung mit Kreditkarte wird ein bestimmter Betrag an der Kasse freigeschaltet, abgerechnet wird die tatsächliche Menge.



Anschließend haben wir Geld gewechselt, was in Deutschland zwei drei Minuten dauert, kann in Russland auch schnell 15 – 20 Minuten dauern. Das Geld wurde jeweils dreimal von Hand und dreimal mit der Maschine gezählt. Es wurden wieder viele Papiere ausgefüllt und unsere Pässe genau kontrolliert.
Als nächstes gab es das erste und auch einzige Knöllchen auf der Fahrt. Mariusz hatte nach dem Tanken vergessen das Abblendlicht einzuschalten und wurde prompt von der Polizei angehalten. Nach dem  er um 300 Rubel ärmer war konnten wir weiter fahren.


Sankt Petersburg konnte nicht gegensätzlicher sein, ein hoch moderner Autobahnring der um SPB herumführt. Dort verunfallte PKW bleiben auf der Autobahn liegen auch mitten auf der Fahrbahn. Hochpreisige westliche Automarken neben aus unserer Sicht schrottreifen russischen PKW. Bei einer Stadtrundfahrt wurden diese Eindrücke noch verstärkt. Hier eine Villa, daneben ein recht verfallenes Holzhaus. Dann wieder Hochhäuser zur „ Arbeiterintensivhaltung“ und wieder eine Villa.
Von der Stadtführerin wussten wir dass ein Russe im Durchschnitt 250- 300 Euro verdient. Bei einem Einkauf in einem Westlichen Supermarkt haben wir bei einem kleinen Einkauf gleich mal eben 50- 60 Euro ausgegeben.  In einem russischen Markt hätte das  ganze vielleicht 15- 20 Euro gekostet aber wir wollten noch einmal „ordentlich einkaufen“.   Dennoch sind 50 Euro eine Menge Holz bei dem Verdienst der Russen. Für eine kleine Mietwohnung zahlt man in SPB auch ca. 125.- Euro Miete.




Sank Petersburg ist wirklich eine Reise wert, aber man muss definitiv mehrere Tage für diese beeindruckende Stadt einplanen.




Weiter ging es Richtung Norden. Vorbei am Lagoda See, zu unserem ersten wilden Übernachtungsplatz in Russland, an einem wunderbaren See. In Knie bis hüfthohen Graß stellten wir unsere LKW ab, um anschließend sofort von den Moskitos überfallen zu werden. Mario, Helga und Ivona waren dennoch schwimmen und waren alle der Meinung das Wasser deutlich wärmer war als die Lufttemperatur.  Bei einem gemeinsam zubereiteten Abendessen haben wir den Tag ausklingen lassen.




Der nächste Tag zeigte uns dann was in Russland als Straße bezeichnet wird. Bisher waren wir verwöhnt, die Straßen waren mit kleinen Ausnahmen in gutem Zustand, nun aber konnten wir den russischen Standard kennenlernen.  Böse hinterhältige quer zur Fahrbahn verlegte Betonrohre ließen uns teilweise bis an die Decke des Fahrerhauses knallen. Die meisten Straßen, die bei uns Land- oder Bundesstraßen währen, sind nicht asphaltiert, aber diese Straßen sind meist besser als die Asphaltstraßen. Auf einer dieser Schotterstraßen hatten wir dann  auch diverse Schäden zu verzeichnen. Die meisten dieser Schäden waren alte Schäden oder auch Konstruktionsfehler. Aber russische Wege verzeihen keine Konstruktionsfehler bzw. Altschäden werden definitiv aufgedeckt.








Leider hatten wir nicht die Zeit viel mit Einheimischen zu sprechen, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, kann man nicht einfach mal eben Anhalten und am Straßenrand einkaufen. Daher sind auch persönliche Begegnungen sehr selten. Aber dennoch hatten wir die eine oder andere Möglichkeit mit Leuten zu sprechen. Das Vorurteil das alle Russen immer betrunken sind, stimmt natürlich nicht. Für den Westeuropäer ist die Art wie die Russen mit Waffen umgehen wohl das was wir am wenigsten versehen. An jedem Übernachtungsplatz den wir angefahren haben, waren Schrothülsen zu finden. In einem kleinen karelischen Museum war vermutlich noch nicht entschärfte Munition und Handgranaten ausgestellt. Auch war sehr auffällig das wir keine wildlebenden Tiere gesehen haben. Dieser Umstand lies uns vermuten, das alles was lebt und essbar ist, den Weg auch auf die Teller findet. Daher auch überall die Munitionsreste. Jagt ist nicht nur  Hobby in Russland, die einfache Landbevölkerung braucht die Jagt um zu überleben.





Es ist für uns kaum vorstellbar dass es keine 200Km von der Finnischen Grenze Orte gibt und das ist nicht die Minderheit, die nicht einmal ein funktionierendes Trinkwassernetz haben. Dort stehen am Straßenrand dann diverse Behälter ( Töpfe, Eimer, Kanister) die von einem Tankwagen, in dem bei uns nicht mal mehr Altöl transportieren würde, mit Trinkwasser befüllt  werden. Die vorbei fahrenden Fahrzeuge wirbeln Staub auf, der sich dann in dem TRINKWASSER niederschlägt. Die Armut dieser Menschen ist schon manchmal erschreckend. Jedoch hatten wir nicht den Eindruck dass die Menschen hier unglücklich sind. 
Auch in Russland verändert  sich sehr viel, man muss aber genau hinsehen und diese positiven Veränderungen zu erkennen. Müll ist wie in vielen ex Ostblockstaaten ein großes Problem, doch es wird daran gearbeitet das Problem zu lösen. Es in diesem riesigen Land nicht leicht den sogenannten westlichen Standard zu erreichen, es ist eben sehr viel zu tun und das muss alles auch irgendwie  bezahlt werden.
Die Ausreise aus Russland war deutlich anspruchsvoller als die Einreise. Da wir aufgrund eines Technischen Defektes  am Deutz, die letzten 200km von Mario geschleppt werden mussten und unser Fahrzeuge durch die Reserveräder und Marios Staukästen nur einen Abstand von 70 cm hatten, war ich froh über die lange Pause.  Auch an dieser Grenze waren die Russen nett und höflich. Mussten sich erst einmal vor unseren Lastern mit ihren Mobiltelefonen fotografieren. Doch es wurde deutlich genauer gearbeitet als in Narva.  Die Fahrzeuge wurden recht genau durchsucht, es wurde in jedes Fach und in jede Kiste gesehen. Unser Hunde Flori, Ginger und Bliss wurden sehr genau dokumentiert, der Chip wurde geprüft, die Papiere kopiert und die Hunde sogar fotografiert.  Das alles aber freundlich und in aller Ruhe.
Die Einreise nach Norwegen war da schon etwas spannender. Auch hier mehr als freundliche Zöllner. Jedoch hätten wir die Hunde 24 Stunden vor Einreise beim Norwegischen Zoll anmelden müssen. So wurde uns höflich aber bestimmt klargemacht das Norwegen nicht in der EU ist( nicht das wir das nicht gewusst hätten)  und hier andere Gesetze gelten würden. Nun ja, so mussten wir dann auf den Amtstierarzt warten. Dieser kam nach ca. 30 Minuten prüfte den Chip jedes Hundes und wünschte uns eine angenehme weiterfahrt. Für uns war die Wartezeit jedoch etwas zur Nervensache geworden, wussten wir doch nicht was nun passieren wird.  Ginger ist ein Rassehund, jedoch darf diese nicht nach Norwegen eingeführt werden.  Aber wir waren umsonst nervös. 

Noch etwas zum Wetter.
Wir hatten unglaubliches Glück. Sind wir doch in Essen bei strömenden Regen gestartet, hatten wir nur noch zwei weitere, Regentage, einen in Murmansk  und einen in Schweden. Wenn Engel reisen... dann muss das Wetter super sein. Bis Murmansk hatten wir durchgehend schönes Wetter bis zu 35°C,  das ist nicht wirklich normal. Mariusz  und Ivona bestätigten uns, das sie in den sieben Jahren die sie diese Tour nun führen, das erste mal war das es so gutes Wetter gab.
Mücken !!! Auch damit hatten wir Glück (das sie nicht so zahlreich vorhanden waren), bis auf wenige Ausnahmen konnten wir es ohne Mückenschutz (Netze für Bett und Kopf) aushalten. Auf die chemischen Produkte konnten wir jedoch nur selten verzichten. Die deutschen Anti Mücken Produkte sind jedoch nicht wirksam genug. Deutlich besser sind die finnischenund baltischen Produkte. Die zeigten wirklich gute Wirkung, ich möchte jedoch nicht wissen was da alles an Giftstoffen zusammen gemischt wurde.     



Fazit:
Eine tolle Reise mit einer super Gruppe. Unsere Endscheidung, diese Tour geführt zu machen war definitiv kein Fehler, im Gegenteil. Als Russland Anfänger, ohne Sprachkenntnisse war es die beste Möglichkeit. Das Team Mariusz und Ivona von www.kilometr.com sind absolute Profis, jedem Problem gewachsen und nicht aus der Ruhe zu bringen. Wir würden jederzeit wieder mit ihnen fahren. 



Nachdenkliches:
Was hat mich berührt auf dieser Reise.  Das war eine Begegnung die nicht einmal persönlich war. Im vorbei fahren an einem "Holztransport" wurde mir zum wiederholten mal klar wie gut es uns geht.


Wenn man in Deutschland lebt kann und darf man sich nicht beklagen über die „ Zustände“ in unserem Land. Sicher es gibt auch hier genügend Probleme oder Herausforderungen, aber das ist im Verhältnis zu anderen Ländern banal. In Russland kämpfen die ärmsten Einwohner nicht um einen Plasma TV beim Sozialamt, nein sie (meist Rentner) kämpfen täglich um Ihr überleben. Wer von uns kann sich vorstellen weder elektrischen Strom noch fließend Wasser in seinem Haus oder Wohnung zu haben.



     



 

Mittwoch, 27. Juli 2011

Seit ein paar Tagen sind wir alle wieder wohlbehalten und mit eigener Kraft zu Hause angekommen. All die vielen Eindrücke mussten erst einmal verarbeitet werden.

Mein persönliches Fazit ist: Wir haben nur einen winzigen Teil von Russland kennengelernt, aber dieser allein war schon beeindruckend. Diese Weiten, die Landschaften, Taiga und Tundra – atemberaubend.

Man findet jederzeit und sehr schnell einen Stellplatz an einem der vielen Seen. Dort einfach nur zu sitzen und aufs Wasser zu schauen war Entspannung pur.

Einkaufen und Tanken war jeden Tag möglich. In den größeren Orten gab es auch viele Lebensmittel, die wir aus Deutschland kennen, z.B. Nestle, Hochwald, Campina etc.

Auffallend war, daß wir ausser ein paar Vögeln und Straßenhunden, keinerlei Tiere gesehen haben. Natürlich waren wir mit unseren 5 LKWs zu laut, aber es lagen noch nicht einmal Kadaver herum. In Finnland mussten wir dauernd anhalten, weil Rentiere unsere Wege kreuzten.

Während der ganzen Zeit in Russland hat es ausser den zwei Tagen in Murmansk nicht einmal geregnet. Die Sonne schien und wir hatten Temperaturen von 26° bis 31°. Die Mücken waren reichlich, aber moderat, wie uns Iwona bestätigte.

Die weissen Nächte waren grandios. Bis früh morgens saßen wir draussen und verspürten keinerlei Müdigkeit. Es wurde überhaupt nicht dunkel. Aufgrund der Helligkeit habe ich allerdings auch sehr schlecht geschlafen.

Die russische Bevölkerung wirkt zuerst abweisend und mürrisch. In Wirklichkeit sind sie nur zurückhaltend. Wenn man das so akzeptiert, hat man keinerlei Probleme mit ihrer Mentalität. Ist das Eis erstmal gebrochen, sind sie sehr freundlich. Auch das Bild vom saufenden, lärmenden Russen ist ein Vorurteil. Sicher, in den größeren Orten haben auch wir schon zu Mittag betrunkene Leute mit der Wodka-Flasche in der Hand gesehen. Und wenn wir zu unseren Übernachtungsplätzen kamen, wo schon Einheimische mit ihren Zelten campierten, habe ich manches Mal gedacht: Ohje, das kann ja eine Nacht geben. Doch es ging immer zivilisiert und ruhig zu.

Und wer einmal russische Straßen außerhalb der Großstädte befahren hat, wird sich nie mehr über den schlechten Zustand deutscher Straßen beschweren.

Unsere Gruppe war ein gutes Team, es gab keinen Streit und keine Zickereien. Es ist von Vorteil, wenn man sich von vornherein kennt und mit den einzelnen Macken bereits vertraut ist. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Ich würde jederzeit wieder gemeinschaftlich in Urlaub fahren.

Es gab keinerlei negative Erfahrungen, auch nicht mit der Polizei. Ich habe mich immer sicher gefühlt.

Alles in allem:
Dies war mein erster, aber nicht mein letzter Besuch in Karelien.

und weiter .....





Und noch ein paar.....





Noch ein paar Bilder.....